Schneeballschlachten, gemütliches Beisammensitzen im Kerzenschein, das Schlendern über den Weihnachtsmarkt, das Knirschen von frischem Schnee unter den Füßen, der Duft von Lebkuchen: Winter könnte so schön sein – wäre da nicht die Kälte. Die Jacke kann noch so dick, die Stiefel noch so gefüttert und die Mütze noch so entstellend sein; irgendwie findet der Winter immer einen Weg in den Körper zu kriechen. Letztlich hilft nur eines: Dagegen anheizen.
Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit ist ein Glas Glühwein oder Grog ein starker Verbündeter im Kampf gegen winterliche Temperaturen - und Gedanken. Zwar wird sich die Frage, welches der folgenden Heißgetränke hinter den rosigen Bäckchen des Weihnachtsmanns verbirgt, so einfach nicht klären lassen, zumindest jedoch die Frage, bei welchem der folgenden Wärmespender Ihnen die Röte ins Gesicht steigt. Und hier sind die Kandidaten:
Der Klassiker – Glühwein
Die Bandbreite reicht dabei vom weinaromatisierten Frostschutzmittel aus dem Tetrapack bis hin zur Bohème-Variante, in die nur die edelsten Tropfen gerührt werden. Zwar mag es auch Rezepte mit einem weißen Tropfen als Grundlage geben, doch traditionell dient eine Rotweinsorte als Ausgangspunkt – idealerweise eine, die man ohnehin gern trinkt. Wichtig ist: Kein billiger Weinverschnitt. Mag der Geschmack stark gewürzt nicht so entscheidend sein, ist der Kater am nächsten Tag Grund genug, die Fuselstoffe zu meiden. Zuerst wird der Wein zusammen mit der Zimtstange und ein paar Gewürznelken langsam in einem Topf erhitzt. Doch Obacht: Keinesfalls darf der Glühwein kochen, sonst verfliegt der Alkohol und mit ihm das winterliche Aroma. Nun geht es Zitrone und Orange an den vitaminreichen Kragen. Sind sie erst einmal ausgepresst, wird Saft in den Wein untergerührt. Abschließend versüßt ein wenig Zucker die gute Mischung, bevor diese in vorgewärmten Gläser oder kitschig verzierte Becher gegossen wird. Dieses einfache Grundrezept steht dem, auf Weihnachtsmärkten angebotenen Verschnitt geschmacklich in nichts nach – kostet jedoch nur einen Bruchteil dessen.
Die Kultige – Feuerzangenbowle
Was der Glühwein für die Weihnachtszeit ist, ist die Feuerzangenbowle für Silvester. Die meisten kennen sie wahrscheinlich aus dem gleichnamigen Filmklassiker; dabei ist sie technisch gesehen nicht einmal eine Bowle, sondern zählt zu den Punsch-Getränken. Ihren Namen verdankt das Kultgetränk dem Umstand, dass Zucker früher häufig in solider Kegelform ausgeliefert und zum Gebrauch erst mühsam zertrümmert werden musste. Das große Finale bestand nun daraus, dass der massive Zuckerhut traditionell mit der Feuerzange über den Kessel gehalten, mit Rum übergossen und angezündet wurde. Doch eins nach dem anderen: Als Grundlage dient auch diesmal ein guter Tropfen Rotwein. Zu ihm gesellen sich Zimt, Gewürznelken, Anis sowie Zitronen- und Orangenschalen. Alle diese Zutaten gibt man in einen gut beheizten Topf oder wenn's richtig zünftig sein soll, einen Kessel, welcher über einem Rechaud erwärmt wird. Eine gute Mischung entsteht, wenn auf 2,5 Liter Wein etwa 0,3 Liter Rum mit mehr als 50% Alkohol kommen. Ob traditionell mit der Zange oder auf einem kleinen Rost - zuguterletzt wird der Zucker mit Rum übergossen und in Brand gesteckt. Je höher dabei der Alkoholgehalt des Rums ist, desto weniger besteht die Gefahr, dass der Zucker nur aufgelöst wird und nicht karamellisiert. Das Ergebnis ist eine kräftige aber dennoch süße Bowle, deren "Schuss" eher einer ganzen Breitseite gleicht.
Der Stilvolle – Irish Coffee
Irish Coffee oder früher ganz banal "Irischer Kaffee" hat sich einen zweifelhaften Ruf dadurch erworben, dass er gern einmal seinen Weg in die Thermosflaschen amerikanischer Streifenpolizisten fand. Kein Wunder; ist doch die Mischung aus einem frisch gebrühten, starken Kaffee und einem guten Schuss warmen Whiskey die ideale Begleitung für Observationen in langen, kalten Winternächten. Im Ernstfall ist das Gebräu optisch von Kaffee kaum zu unterscheiden und die Schnapsfahne wird durch den Kaffee ebenfalls neutralisiert. Mit der einfachen Mischung von Kaffee und Whiskey hat ein stilechter Irish Coffee heute nicht mehr viel gemein. Zunächst etwa 150 ml süße Sahne halb steif schlagen. Den Zucker auf vier vorgewärmte, hitzefeste Gläser verteilen. Jetzt gießt man etwa 150 ml Kaffee in jedes Glas auf und rührt so lange um, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Je 4 Esslöffel Whiskey pro Glas dazugießen, die Sahne obenauf geben. Wichtig ist, dass sich diese dabei nicht mit dem Kaffee mischt, sondern schichtig aufliegt.
Der Raue – Grog
Woher stammt wohl die Bezeichnung "groggy sein"? Nein, nicht vom berühmten norwegischen Neurologen Kjell Groggier, sondern vom nahezu gleichnamigen Getränk. Ursprünglich als nautische Medizin gegen Skorbut verabreicht, hat sich der Grog bis heute gegen einen der unangenehmsten Zustände etabliert: den Winter. Dabei heizt ein Glas des heißen Seemannstrunks wegen seines hohen Rumgehaltes wie kaum ein anderes Getränk gegen die klirrende Kälte an. So gut ein heißes Glas Grog im Winter schmeckt, so einfach, ist er zusammenzubrauen. Zunächst werden zwei Stück braunen Zuckers in ein hitzebeständiges Glas gegeben und mit etwa 20 cl brühend heißem Wasser übergossen. Der bisher faden Mischung wird anschließend ein kräftiger Schuss Rum, ein Achtel einer Zitrone und nach Belieben weiterer Zucker hinzugefügt. Doch Vorsicht: Wer nicht allzu viel verträgt, sollte besonders "Steifen Grog" meiden, denn je steifer der Grog desto großzügiger der Rumanteil.
Die Süße – heiße Schokolade
Doch wo immer gefeiert wird, muss mindestens einer den Chauffeur spielen und gefrustet in den sprichwörtlichen sauren Apfel beißen – nur gut, wenn der Apfel nicht sauer, sondern zuckersüß ist und auch nicht gebissen, sondern vielmehr geschlürft werden muss. Auch ohne Alkohol ist die Trinkschokolade mit Sahnehäubchen ein wirksames Mittel im Kampf gegen die Kälte. Anstelle von Whiskey, Rum und Co heizen in diesem Falle die Wärme der Milch und jede Menge Zucker ein. Wem die Glückshormone der Marke Marabu jedoch nicht reichen, kann selbstverständlich doch noch einen Griff in Großvaters Küchenbar wagen. Geschmacklich am besten passen in diesem Fall Liköre, wie Amaretto oder aber Brandy. Autor: Peter Fünfstück |