Personen - Attraktive Fernsehköche
Koch
Knapp 60 Jahre ist es her, da flimmerte mit Clemens Wilmenrod zum ersten Mal ein Koch auf die Mattscheiben der jungen Republik und bereicherte die sonst deftig-deutsche Küche um etliche Nuancen. Doch so trist und grau wie das Fernsehbild der frühen Fünfziger, war seine Sendung "in zehn Minuten zu Tisch" keineswegs, und so rückten die raffinierten Gerichte regelmäßig in den Schatten seiner schillernden Persönlichkeit – der Archetyp des kochenden Entertainers war geboren.

Diese Mischung schmeckt dem Zuschauer bis heute; und nachdem die Mischung ein paar Jahrzehnte vor sich hinköchelte, hat sie innerhalb der letzten zehn Jahre ihren vorläufigen Siedepunkt erreicht. Koch-Formate stehen nach wie vor hoch im Kurs. Grund dafür ist nicht zuletzt eine ganze Riege junger, talentierter Fernsehköche, die es schaffen, das Publikum vor dem Bildschirm zu fesseln.

Im Folgenden stellen wir Ihnen fünf Vertreter der Zunft vor. Welches Gesamtpaket erscheint Ihnen am schmackhaftesten? Stimmen Sie mit ab!

Jamie Oliver – das Original


Mit Mitte Zwanzig schon als Urvater einer Welle an Fernsehköchen zu gelten, mag in etwa so befremdlich klingen, wie den frischgebackenen Gewinner eines Gesangscastings für sein Lebenswerk zu ehren. Dennoch wird kaum jemand bestreiten, welch große Rolle der mittlerweile 35-jährige Jamie Oliver für das Revival des Fernsehkoches gespielt hat.

Spätestens seitdem der junge Brite zum ersten Mal mit seiner Sendung "The Naked Chef" auf den Flimmerkisten erschien, avancierte das Kochen von einer Hausarbeit zum Lifestyle-Event. Doch nicht nur der Schwiegersohncharme und das Talent dafür, selbst die banalsten Handgriffe als kreativ und interessant zu verkaufen, verhalfen ihm zu Ruhm. Eine ganze Bibliothek neuer, aufregender, gesunder und dennoch einfacher Rezepte füllt mittlerweile die Küchen der Welt.

Seine Prominenz nutzte Jamie Oliver in den letzten Jahren verstärkt, um öffentlich für soziale Projekte zu werben und auf den Tierschutz aufmerksam zu machen. Auch abseits der Kochtöpfe zählen seine Fernsehauftritte selbst nach mehr als zehn Jahren noch zu den Quotenrennern.

Tim Mälzer – Charme und Bodenständigkeit


Gern als der deutsche Jamie Oliver bezeichnet, gilt das Nordlicht mit dem symphathischen Akzent zu den erfolgreichsten Fernsehköchen Deutschlands. Der Vergleich mit seinem britischen Pendant ist nicht ganz unbegründet – so sind beide nicht nur Kollegen, sondern seit den späten 90'ern auch gute Freunde.

Sein Erfolgsrezept ist denkbar einfach: Edel-Gerichte in denen Trüffel und Kaviar zu den Beilagen verkommen, sind nicht seine Welt. Solide, ja fast schon robuste, leckere und bezahlbare Gerichte – in dieser Küche fühlt er sich wohl. Und der Erfolg gibt ihm recht: Im Jahr 2008 wurde er im Rahmen des Gastronomiegipfels "Madridfusión" als populärster deutscher Fernsehkoch geehrt. Und auch wenn die ganz große Welle der jungen Fernsehköche mittlerweile abgeebbt scheint und viele der deutschen Chefs sich dem Motto "Quote durch Krawall" in Form von Restaurant-Aufpäppel-Shows verschrieben haben, hält sich Tim Mälzer wacker – derzeit wöchentlich in der ARD.

Ralf Zacherl – erfrischend anders


Er selbst bezeichnet seinen Kochstil als "Kreative Spontanküche", doch bei so manchem Zuschauer hing ihm lange Zeit der Ruf an, ein Sonderling unter den Fernsehköchen zu sein, dessen zuweilen ungewöhnliche Gerichte keiner so recht essen will. Doch obwohl oder gerade weil er und seine Küche so erfrischend "anders" sind, ist der Küchenrebell mittlerweile aus der Reihe der TV-Köche nicht mehr wegzudenken.

Wer das selbst ernannte Kneipenkind mit der exzentrischen Gesichtsbehaarung von Topf zu Topf springen sieht, mag es kaum glauben, aber bis zu seinem ersten Auftritt mit "Zacherl: Einfach Kochen" hielt er sich nach acht gescheiterten Castings für den Job eines Fernsehkochs bereits für völlig ungeeignet. Doch gerade seine direkte und ehrliche Art ist es, die insbesondere jüngere Zuschauer anspricht und ihm so einen sicheren Platz im TV-Programm einräumt. Und nicht nur das: Mit einem Michelin-Stern und 16 Punkten Gault Millau gehört er zu Deutschlands Meisterköchen.

Steffen Henssler – Schwarzwälder Sushi


Die einen kaufen sich ein Auto, die anderen bauen ein Haus - Steffen Henssler dagegen investierte in seine Ausbildung. Dank eines Lottogewinns über 44.000 D-Mark durfte sich der attraktive Sohn zweier Gastronomen Deutschlands erster Professional Sushi Chef nennen. Gleichzeitig lernte er in Los Angeles die Raffinesse des California free style und der Pazifikküche kennen. Genau diese Kombination wurde zum Markenzeichen des charmanten Schwarzwälders als dieser 2006 mit "Hensslers Küche" sein erstes eigenes TV-Format bekam.

In den folgenden Jahren konnte sich Steffen Henssler als feste Größe innerhalb des deutschen TV-Dschungels etablieren und gehört dank seiner humorvollen Art und seiner hohen "Fernsehkompatibilität" nach wie vor zu Deutschlands Stars unter den TV-Köchen. Wie viele seiner Kollegen engagiert auch er sich ehrenamtlich für den Umweltschutz – so wurde er im Januar 2009 zum "Meeresanwalt" der WWF ernannt.

Horst Lichter – Humor macht sexy


Zugegeben: Auf den ersten Blick passt Horst Lichter in die Riege der jungen, sexy Fernsehköche wie Fischfond zu einer Süßspeise. Doch sobald der ehemalige Bergmann mit der lockeren Zunge den Mund aufmacht, wird klar, warum die Rheinländer Frohnatur mittlerweile zur Kultfigur unter den deutschen Fernsehköchen avanciert ist: Humor macht sexy!

Jedoch liegen einige seiner kantigen Sprüche feinfühligen Zeitgeistern ein wenig schwer im Magen. Beispielsweise kassierte er den Anti-Preis "Saure Gurke" für eines seiner legendären Duelle mit Kollege Johann Lafer. Der Grund: Er nannte Frauen "Pralinen auf zwei Beinen". Seinem Erfolg konnten solche Spitzen jedoch nicht schaden. Im Gegenteil: Horst Lichter ist mittlerweile auch fernab der hoch polierten Töpfe der Fernsehküchen als Comedian zu bewundern.



Autor: Sibylle Fünfstück